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Was bedeutet Mentoring?

Per Definition bedeutet Mentoring, wenn eine -gleichgültig auf welchem Gebiet- erfahrene Person ihr Wissen an eine –auf diesem Gebiet noch- unerfahrene Person weitergibt. Mentoring kann völlig ungeplant und zufällig in jeder Lebenssituation und in jedem Lebensbereich geschehen. Das ist das sogenannte informelle Mentoring. Vom formellen Mentoring spricht man, wenn zwischen Mentor und Mentee Maßnahmen gezielt geplant, eventuell schriftlich fixiert werden und für die Treffen Termine abgesprochen werden. Nach diesem Verfahren läuft Mentoring in betrieblichen Unternehmen ab, oft zwischen berufserfahrenen Mitarbeitern und Neuankömmlingen.
Manche Unternehmen sind dazu übergegangen, im Bereich der Führungsebene die angehenden Führungskräfte durch ein Mentoring zu unterstützen, das betriebsintern gefördert wird. Für noch mehr Professionalität, Klarheit und Qualitätssicherung sorgen Mentoren-Ausbildungen, die den angehenden Unterstützern die nötigen Kompetenzen vermitteln.

Wie kann eine Mentoring Ausbildung ablaufen und was sind ihre Inhalte?

Die Ausbildunginhalte in der Mentoring Ausbildung orientieren sich in etwa an denen der Erwachsenenbildung, an der Aus- und Weiterbildung von Lehrern und Coaches und sind zum Teil auch durch Aspekte aus der Führungskräfte-Personalentwicklung und der Supervision beeinflusst. Dabei geht es zum einen um die Ausbildung bestimmter Grundeigenschaften, zum anderen um den Ausbau fach- oder aufgabenbezogener Kompetenzen.
Ein Mentor sollte verschiedene Beratungsansätze kennen und sie in verschiedenen Situationen anwenden können. Er muss über verschiedene Wahrnehmungs-, Reflexions- und Kommunikationsinstrumente verfügen und sie adäquat einsetzen können. Er muss außerdem wissen, wie Lern-, Entwicklungs- und Veränderungsprozesse eingeleitet werden und wie er sie zum Vorankommen seines Mentees verwenden kann. Zudem muss er in der Lage sein, seine Rolle als Mentor der jeweiligen Situation anzupassen.
An diesem Profil sind die Inhalte der Mentoren Ausbildung ausgerichtet. Sie vermitteln soziale, methodische und personale Kompetenzen, geben dem künftigen Mentor Gesprächsführungstechniken in die Hand und vermittelt auch theoretisches Wissen, z.B. aus dem Bereich der Individualpsychologie oder der Psychoanalyse.

Mentoring Ausbildung in Deutschland

Mentoren sind in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen zu finden; entsprechend breit gefächert ist die Palette der Ausbildungs-Anbieter. Angebote gibt es für Lehrer und Erzieher, für Pflegekräfte, für Angehörige der christlichen Kirche oder für den Bereich des betrieblichen Mentorings. Im pädagogischen Bereich und in der Pflege sind die Begriffe Mentor und Praxisanleiter oft gleichgesetzt. Oft findet sich auch der Begriff ‚Fachcoach‘, der in etwa dem Mentor gleichgesetzt ist.
Verschiedene Fernlehrinstitute haben Weiterbildungen zum Mentor in ihrem Programm. Für Pflegeberufe hat die Akademie für Pflegeberufe Hoeher den Praxisanleiter und Mentor in der Pflege im Angebot; das M&B Marketing-Bildungsinstitut bildet ebenso per Fernstudium zum Mentor für Pflegeberufe aus.
Die IB Hochschule für Gesundheit und Soziales bietet eine Qualifikation zum Mentor in der pädagogischen Ausbildung an für die, die in Ausbildungsstätten verschiedene Therapie- und Gesundheitsberufe lernen. Voraussetzung für die Teilnahme an der Weiterbildung ist eine pädagogische Grundqualifikation und mindestens ein Jahr Tätigkeit in einem Lehrberuf. Der Kurs kann Online oder als Präsenzkurs gebucht werden und findet zweimal an zwei Tagen, jeweils Freitag und Samstag, für die Dauer von acht Stunden statt.
Die CRESCO Akademie für Persönlichkeitsentwicklung hat für die pädagogischen Fachkräfte, die in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oder der Behindertenhilfe arbeiten, ein Mentorenprogramm entwickelt, mit dem sie Praktikanten beim Berufseinstieg betreuen können. Sie lernen während der Ausbildung die allgemeinen Anforderungen, die an den Beruf des Praxisanleiters gestellt werden und die rechtlichen Rahmenbedingungen kennen. Sie erfahren, wie sie den Ausbildungsprozess gemeinsam mit ihren Mentees planen, wie sie die Mentor-Mentee-Beziehung gestalten und wie sie Bildungsprozesse in Gang setzen und unterstützen können. Außerdem lernen sie, wie sie Reflexionsgespräche führen und angemessen Feedback geben.
An Waldorflehrer richtet sich ein Angebot des Instituts für Berufseinführung. Das Institut wurde 2012 gegründet und will Lehrern den Berufseinstieg erleichtern. Dazu bedarf es eines gezielten Mentoring, zu dem die Lehrkräfte in einer Mentorenschulung angeleitet werden.
Speziell für Nachwuchskräfte in sozialpädagogischen Einrichtungen ist eine Fortbildung zum Praxisanleiter/Mentor gedacht für die Betreuung und Anleitung von Praktikanten in Kindergarteneinrichtungen. Das Angebot findet sich auf dem Bildungsserver ‚Kita-Bildung‘ und wird durch den Freistaat Sachsen gefördert.
Für Deutschland, Österreich und die Schweiz gibt es ein spezielles Programm für die Mentoring Ausbildung, das sich an alle Berufsgruppen richtet, die mit Schwangerschaftsbetreuung und Betreuung im Kleinkindalter zu tun haben. Entwickelt wurde das Projekt 2003 von Dr. Karl Heinz Brisch, einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der auch die Leitung des Projektes ‚SAFE – Mentorentraining‘ übernahm. Die ausgebildeten Mentoren können später die Leitung von SAFE – Seminaren übernehmen. Diese Seminare richten sich hauptsächlich an angehende Eltern und wollen die sichere Bindung zwischen Eltern und Kind fördern.
Das Bildungswerk der Bayrischen Wirtschaft und die Berufsfachschule für Altenpflege in Würzburg haben gemeinsam eine Weiterbildung mit dem Titel ‚Praxisanleitung in der Altenpflege/Mentorenausbildung‘ entwickelt, die sich an Fachkräfte des Gesundheitswesens mit abgeschlossener Ausbildung oder abgeschlossenem Studium richtet. Ziel des Lehrgangs ist, die Teilnehmer auf die Unterstützung und Begleitung von Auszubildenden vorzubereiten. In 200 Unterrichtsstunden erlangen sie einmal Anleitungsqualifikationen durch Themen wie ‚Psychologische und Pädagogische Grundlagen‘, ‚Kommunikation und Gesprächsführung‘ und ‚Planung und Gestaltung des Anleitungsprozesses‘. Weiter lernen die Teilnehmer, wie sie Auszubildende beurteilen und überprüfen, wie sie das Lernen begleiten können und welche Rollenkompetenzen sie für ihre Tätigkeit benötigen. In den Bereich der strukturellen Qualifikationen gehören die Themen Qualitätsmanagement und Recht.
Die gemeinnützige Gesellschaft für Hochschulkultur und Hochschul-Change-Management bietet eine Ausbildung zum Trainer, Mentor, Coach an mit dem Ziel, dass die Teilnehmer sich als Führungskraft in Erwachsenenbildung und Personalentwicklung qualifizieren. Die Ausbildung ist konzipiert für die, die in den Bereich Personalentwicklung einsteigen wollen oder hier mehr Fach- und Führungskraft-Qualifikationen aufbauen wollen. Der Kurs umfasst 33 Präsenztage und hat neben fachlichen Informationen aus der Psychologie auch das Trainieren von Methoden und Soft-Skills zum Thema.
Auch bei verschiedenen Einzelunternehmen finden sich Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnamen für das Mentoring. In der ‚Ausbildung für unternehmensinternes Mentoring‘ mit fünf Lehrveranstaltungen werden die Teilnehmer mit ihrer künftigen Mentorentätigkeit im Betrieb vertraut gemacht.
Die staatlich anerkannte Einrichtung für berufliche Weiterbildung in NRW, die EAG, fasst Business Coaching und Mentoring in einem Kompaktcurriculum zusammen. Hier werden Fachleute aus Personalwesen und Consulting und Führungskräfte mit dem Konzept des ‚komplexen und integrativen Lernens‘ für ihre spätere berufliche Praxis als Mentor geschult. Das Konzept verbindet Theorie, Methode, Praxis und Selbsterfahrung auf eine Art und Weise, dass die Teilnehmer rasch anwendungssicher werden und die erlernten Kompetenzen erfolgreich umsetzen können.
In den Seminaren von EAG werden die Basiskonzepte für ein integratives Coaching/Mentoring vorgestellt und der Coachingprozess durchgesprochen und auch trainiert. Ferner wird die Persönlichkeit von Mentor und Mentee behandelt sowie die möglichen Themen, die in einem Mentoring anfallen können. Auch die Situation, bei dem ein Mentor mehr als einen Mentee betreut oder betreuen muss, das Team-Mentoring, ist Thema in den Seminaren. Außerdem werden die berufliche Situation und die Zukunftschancen als Mentor auf dem Arbeitsmarkt angesprochen.

Mentoring Ausbildung in Österreich

Die Universität Wien befasst sich mit der Weiterbildung im Mentoring für die Lehrerbildung. Sie hat zum einen ein Programm für den Bereich der schulpraktischen Studien, zum anderen für den Berufseinstieg der künftigen Lehrer und Lehrerinnen entwickelt. Ein ähnliches Angebot findet sich bei der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. Auch die Universität für Angewandte Kunst, die Akademie der bildenden Künste und die Universität für Musik und darstellende Kunst bieten ein Mentoring für die Praktika an Schulen und den Berufseinstieg in Wien an.
Mehr auf das betriebliche Mentoring ausgerichtet ist das Angebot ‚Mentoring und Fachcoaching‘ der Mentoringakademie für die Standorte Wien und Graz. Die Ausbildung dauert fünf Monate und kann zum großen Teil von zu Hause aus getätigt werden. Alle zwei Monate ist ein Präsenzmodul verpflichtend. Im Fernstudium bekommen die Teilnehmer Unterstützung durch Telefoncoaching und Videosessions. Ziel des Lehrgangs ist, erfahrene Mitarbeiter zu zertifizierten Mentoren und Coaches auszubilden, die Teilnehmer zu befähigen, Unternehmen und Organisationen bei ihrem Mentoringprozess zu unterstützen und somit die Kompetenzen und Potenziale der Führungs- und Nachwuchskräfte zu fördern. Am Ende wird den Teilnehmern das Zeugnis ‚zertifizierter Mentor & Coach‘ ausgehändigt.
In einem Lehrgang von kürzerer Dauer können Führungskräfte und Personalentwickler ein Mentoring Zertifikat erwerben, mit dem sie das firmeninterne Mentoringprogramm unterstützen können. Auch für Mitarbeiter im Ruhestand, die ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterhin ihrer Firma zur Verfügung stellen wollen, ist dieser Lehrgang geeignet.

Mentoring Ausbildung – zur besonderen Ausbildungssituation in der Schweiz

Im Juni 2015 hat das Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation den Titel ‚betriebliche/r Mentor/in FA‘ erstmalig vergeben. Seitdem zeigen viele qualifizierte Berufstätige Interesse an dieser Ausbildung, was zur Folge hat, dass auch etliche Institute die eidgenössisch anerkannte Berufsprüfung zum betrieblichen Mentor mit Fachausweis anbieten. Die Ausbildungen sind hauptsächlich ausgerichtet auf Manager im Personalwesen, Projektleiter und Führungskräfte, auf Berater und Trainer, können aber auch von allen anderen Interessierten wahrgenommen werden. In der Definition ist Mentoring oft ein Mix aus Coaching, Beratung und Training.
Das Schweizer Bildungsportal ‚ausbildung-weiterbildung.ch‘ zeigt allein eine Liste von 15 Instituten mit Möglichkeiten zur Ausbildung als betrieblicher Mentor an. Darunter finden sich einige Coaching-Zentren, Akademien für Führungskräfte, Personalentwicklung und Management und Institute für Aus-, Weiterbildung und Erwachsenenbildung.
Die Kursinhalte für den eidg. Betrieblichen Mentor mit Fachausweis können wie folgt aussehen. Im Modul 1 geht es um prozessbegleitende Kompetenzen. Dabei werden verschiedene Beratungsprozesse durchgespielt und der eigene Beraterstil reflektiert. Modul 2 beschäftigt sich mit dem Selbstmanagement und -marketing. Im Modul 3 geht es um Laufbahn- und Karrierecoaching. Modul 4 hat das Teamcoaching im Blick. In der Supervision als Begleitsitzung lernen die künftigen Mentoren, wie sie Entwicklungsprozesse unterstützen können.