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Was ist Mentoring?

Der Begriff selbst hat seinen Ursprung in der griechischen Mythologie. Die Sagengestalt Odysseus bat einst einen Freund, während seiner Abwesenheit auf seinen Sohn aufzupassen und ihn in der Lebensführung zu unterweisen. Dieser Freund hieß Mentor und er ist nunmehr der Namensgeber geworden für Menschen, die anderen in einer Art vertraulicher Beziehung mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Mentoring meint demzufolge die Unterstützung und Hilfestellung eines „Hilfebedürftigen“ oder Ratsuchenden, dem Mentee, durch einen erfahreneren Berater, dem Mentor. Mentoring findet in nahezu allen Lebensbereichen, im privaten wie im beruflichen, statt. Immer mehr Unternehmen, Verbände und Institutionen nutzen es zur Nachwuchsförderung oder Heranbildung von Führungskräften.
Ziele des Mentorings sind die fachliche Unterstützung, die Unterstützung bei mentalen Anforderungen und der Aufbau eines Netzwerks von Beziehungen, die sich vorteilhaft für den Mentee und seine Karriere auswirken können. Mentoring ist dann am wirksamsten, wenn es in einer Übergangszeit stattfindet, in der ein Mentee neue Wege einschlägt und dabei Rat und Hilfe von erfahrenden Personen erhält, die ihm Einstieg und Fortkommen erleichtern.
Ein Mentor kann dabei verschiedene Rollen übernehmen. Er ist einmal Vorbild, von dem sich ein Mentee bestimmte Verhaltensweisen und Handlungen „abgucken“ kann; er ist zum anderen Berater bei Fragen und Problemen und kann auch eine Art Vermittlerrolle zwischen dem Mentee und der Unternehmensführung übernehmen. Er kann –manchmal- ein Coach sein, der auch die persönlichen Kompetenzen unterstützt und er gibt Feedback, äußert konstruktive Kritik und macht Verbesserungsvorschläge.
Manchmal ist er auch der Türöffner für den weiteren Karriereweg seines Mentees. Da er in der Regel selbst gut vernetzt ist, weiß er, was förderlich für einen weiteren Karriereweg ist. Er kennt die nötigen Stellen in der Führungsebene seines Unternehmens und kann helfen, die richtigen Kontakte zu knüpfen.
Unternehmen versprechen sich vom Mentoring eine verbesserte Arbeitsmoral, eine erhöhte Arbeitsmotivation und damit auch eine Steigerung der Produktivität.

Definition: Informelles und formelles Mentoring

Mentoring kann auf verschiedene Art und Weise und in den unterschiedlichsten Situationen stattfinden. Grundsätzlich kann zwischen dem informellen und dem formellen Mentoring unterschieden werden. Das informelle Mentoring ist eher ein unstrukturiertes Geschehen, das ohne vorherige Zielplanung oder Vereinbarung zu Stande kommt.
Informelles Mentoring gilt hauptsächlich für den privaten Bereich und ist eigentlich ein fast alltägliches Ereignis. Eine auf einem bestimmten Gebiet weniger erfahrene Person fragt eine andere um Rat. In der Regel sucht sie sich dazu eine Person aus dem persönlichen Umfeld aus, von der bekannt ist, dass diese auf diesem Gebiet mehr Wissen hat.
In vielen Alltagssituationen findet dieser informelle Wissenstransfer statt. Er kann ganz zufällig und ungeplant sein und ohne eine dritte Person, die das Mentoring organisiert, entstehen.
Im Gegensatz dazu meint das formelle, institutionalisierte Mentoring gezielte Programme, die nach festgelegten Regeln und Zielvereinbarungen von Unternehmensführungen initiiert werden. Die derzeit gängigen Mentoring Konzepte beziehen sich hauptsächlich auf diese Art des Mentorings.

Die gängigen Mentoring Konzepte – betriebsintern oder extern

Mentoring kann innerhalb eines Unternehmens als internes Mentoring ablaufen. Das bedeutet, dass sowohl Mentor als auch Mentee im selben Betrieb arbeiten. Allerdings sollten beide nicht in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehen, das heißt, dass ein Mentor nicht weisungsberechtigt seinem Mentee gegenüber sein sollte. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass die Kommunikation untereinander nicht so offen oder vertrauensvoll stattfinden kann, wie es für das Verhältnis Mentor – Mentee erforderlich ist.
Diese Gefahr wird durch das externe Mentoring vermieden, weil beide Parteien aus verschiedenen Unternehmen stammen. Hier können sich die Betroffenen wesentlich freier oder auch vertrauter äußern, als einer Person gegenüber, mit der sie in einem Betrieb arbeitet. Die Organisation dieses Partneraustausches übernimmt oft eine externe Einrichtung, die die passenden Partner zusammenführt.
Eine Sonderform des externen Mentorings – Crossmentoring
Crossmentoring ist eine besondere Form des externen Mentorings, bei dem verschiedene Organisationen und Branchen zusammenarbeiten. Oft gibt dabei ein einzelnes Unternehmen oder auch ein Beratungsdienstleister den Anstoß, dieses Programm zu initiieren. Dabei findet ein für alle Seiten ergiebiger Wissenstransfer zwischen den Branchen statt. Besonders für kleinere Betriebe, die sich keine eigenen Mentoring Konzepte leisten können, ist Crossmentoring eine wertvolle Hilfe, um die Arbeits- und Funktionsweisen in anderen Bereichen kennen zu lernen und für den eigenen Betrieb neue Impulse zu erhalten.
Die Initiatoren des Programms übernehmen auch die Partnerauswahl für das Tandem Mentor – Mentee. Dabei suchen sie gezielt nach denjenigen, die unterschiedlich genug sind, um voneinander lernen zu können, die sich aber auch nicht so fremd sind, dass die erfolgreiche Kommunikation untereinander gefährdet ist.

Mentoring – als individuelle Zweierbeziehung oder als Teamteaching in Gruppen

Mentoring kann als individuelle Form ausschließlich aus Mentor und Mentee bestehen. Die meisten Mentoring Konzepte sind danach strukturiert und bauen auf dieser Zweierbeziehung auf. Es gibt jedoch auch Gruppen- oder Teammentoring, bei denen ein einzelner Mentor einer Gruppe aus mehreren Mentees betreut. Für die Zusammenarbeit gelten die gleichen Regeln wie für die anderen Mentoring Konzepte.

Spezielle Mentoring Konzepte – E-Mentoring, Peermentoring und Womentoring

Das E-Mentoring findet fast ausschließlich online über Internetforen statt. Mithilfe von Online-Software oder E-Mails können Mentee und Mentor ihre Kontakte pflegen, auch wenn sie in verschiedenen Ländern oder Kontinenten leben. Vorteil ist, dass sie dabei unabhängig von Zeitzonen oder physischer Anwesenheit sind. Nachteil vom E-Mentoring ist, dass gerade der direkte Kontakt fehlt und Feedback nicht immer zeitnah erfolgen kann.
Das sogenannte Peermentoring meint die Wissensvermittlung unter Gleichgestellten oder Gleichrangigen innerhalb eines Unternehmens, wobei eine Partei einen leichten Wissens- oder Erfahrungsvorsprung hat. Peermentoring bezieht sich auf das Austauschen von berufsbezogenem Wissen, von Fähigkeiten und Fertigkeiten, auf der anderen Seite bietet es dem Mentee auch psychosoziale Unterstützung und vor allem Ermutigung. In der Regel sind zwei Personen beteiligt; es gibt aber auch Kleingruppe mit höchstens sechs Personen, die sich zum Peermentoring zusammenfinden.
Eine besondere Form des Mentoring ist das Womentoring. Hier findet die Wissensvermittlung ausschließlich von Frauen zu Frauen statt und dient dazu, Frauen auf dem Weg in Führungspositionen in der Wirtschaft oder im Hochschulbereich zu begleiten. Viele Hochschulen bieten es zurzeit im Rahmen spezieller Frauenförderung an.
Dieses Modell der Unterstützung für Frauen von Frauen gibt es auch in vielen anderen Bereichen.

Verschiedene Formen von Mentoring

Klassisches Mentoring und die Umkehrform – das Reverse Mentoring
Das klassische Mentoring meint die Wissensweitergabe von Alt nach Jung, also von erfahrenen, meist älteren, auf jeden Fall erfahrungsälteren Mitarbeitern, an die, die neu im Unternehmen sind oder gerade anfangen im Beruf. Demgegenüber steht das Reverse Mentoring. Hier geben die Jüngeren das an die Älteren weiter, was sie am besten können. Dabei kann es zum Beispiel um digitale Tools und neue Arbeitsweisen gehen. Durch das Reverse Mentoring kommen ältere Arbeitnehmer besser in Kontakt mit Innovationen, vor allem innovativen Techniken, und können schneller und effizienter mit ihnen umgehen.

Interkulturelles Mentoring

Im Zeitalter der Globalisierung kommt dem interkulturellen Mentoring besondere Bedeutung zu. Internationale Geschäfte bedingen auch das Verstehen und Umgehen mit anderen Kulturen. Im interkulturellen Mentoring tauschen sich Mentor und Mentee gegenseitig über die jeweiligen Bräuche und kulturellen Besonderheiten aus. Das Wissen fließt in die innerbetrieblichen Prozesse ein und dient der Erweiterung der kulturellen Kompetenz beider Seiten.

Interdisziplinäres Mentoring

Interdisziplinäres Mentoring gibt es häufig in Wissenschaft und Forschung, kann aber durchaus auch in der Wirtschaft angewendet werden. Im Wissenschaftsbetrieb liegen die Ziele in der Weitergabe der besonderen Prozesse, der Strukturen und Spielregeln, die an der Hochschule herrschen. Weiter soll interdisziplinäres Mentoring die jüngeren Doktoranden in der Motivation stärken, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen und die damit verbundenen Karrierewege kennen zu lernen. Außerdem steht das Wissen um Schlüsselkompetenzen und Führungsqualitäten im Vordergrund.

Mentoring Konzepte nach Position und Zielvorhaben des Mentees

Je nach Position oder angestrebter Position des Mentees innerhalb eines Unternehmens können verschiedene Modelle von Mentoring Bedeutung haben. Es gibt das Einstiegsmentoring für Berufsanfänger oder Neueinsteiger, das Entwicklungsmentoring zur Intensivierung der Firmenbindung und das Aufstiegsmentoring, mit dem der Aufstieg in höhere Führungspositionen besser gelingen soll.
Das Einstiegsmentoring bezieht sich auf Personen, die gerade erst begonnen haben, in einem Unternehmen zu arbeiten. Sie werden dabei von einem Mentor unterstützt, der sie mit den Gegebenheiten in der Firma vertraut macht und sie in die innerbetriebliche Organisation einführen kann. Einstiegsprogramme gibt es auch für Berufsanfänger, denen damit das erste Zurechtkommen im Berufsalltag erleichtert wird.
Mit dem Entwicklungsmentoring sollen Mitarbeiter noch intensiver in das Unternehmen eingebunden werden. Der Mentor hilft dabei, dass der Mentee sein gewohntes Aufgabengebiet vertiefen und gegebenenfalls erweitern kann. Es geht dabei auch um die Übernahme neuer Aufgaben, die mehr und mehr selbstständig bearbeitet werden sollen.
Das Aufstiegsmentoring dient der Karriereförderung innerhalb eines Unternehmens. Der Mentor unterstützt seinen Mentee bei Entwicklung und Ausbau von Führungsqualitäten. Der Fokus richtet sich auf die vorhandenen Kompetenzen und Fähigkeiten, die so weit unterstützt werden, bis sie dem Anforderungsprofil der angestrebten Führungsposition entsprechen. Dazu kann eventuell gehören, dass Durchsetzungsvermögen, Zielstrebigkeit und Teamfähigkeit verstärkt werden. Eventuell muss auch beim fachlichen Hintergrund „nachgebessert“ werden.